ICN

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Die RABDe 500 oder InterCity-Neigezug (ICN) wird im Personenfernverkehr der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) eingesetzt. Die Auslieferung dieser Triebzüge begann 1999. Heute existieren 44 Zuggarnituren dieser Serie. Der ICN ist der erste Zug, der mit systemdynamischen Werkzeugen modelliert worden ist.

Technisches

InterCity-Neigezug (ICN)

Der Neigeantrieb wird beim ICN rein elektrisch bewerkstelligt. Das erste Drehgestell ist mit Kreisel und Beschleunigungssensoren ausgerüstet. Diese von diesen Geräten gelieferten Daten werden mit einem Algorithmus in einen optimalen Neigewinkel umgerechnet. Der Triebzug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.

Die siebenteiligen Triebzüge verfügen über automatische Kupplungen und bilden als Doppelkomposition einen knapp 380 m langen Zug. Die Traktionsausrüstung einer einzelnen Komposition bildet eine Einheit. Der Steuerwagen (Bt) ist mit zwei Drehstrom-Asynchronmotoren ausgerüstet. Der anschliessende B-Wagen enthält neben zwei weiteren Drehstrom-Asynchronmotoren auch die GTO-Stromrichter des Halbzugs. Der "dritte" Wagen (in einem Halbzug der AD, im anderen Halbzug der WRA) enthält den Transformator des Halbzugs und ist unschwer am Stromabnehmer zu erkennen. Der A-Wagen in der Mitte des Zugs hat technisch keine Bedeutung hat. Die Traktionsausrüstung entspricht – bis auf die wassergekühlten GTO-Stromrichter – weitgehend derjenigen, der SBB Re 460 (Lok 2000), auch wenn sie in diesem Fall über drei Wagen verteilt ist. Als Besonderheit ist der Stützbremsbetrieb zu erwähnen, welcher bei fehlender Primärspannung durch leichtes generatorisches Bremsen die Hilfsbetriebe und die Neigetechnik mit Leistung versorgt.

Pro Triebzug gibt es in der Zweiten Klasse vier Wagen. Dazu kommen zwei Erste-Klasse-Wagen und ein Speisewagen, der auch Erste-Klasse-Abteile hat. Während es in der Zweiten Klasse ausschliesslich Grossraumwagen sind, weist die erste Klasse auch Abteile auf, weil unter den Stromabnehmern die Deckenhöhe etwas geringer ist. Der SBB-Tradition folgend sind die Sitze in den Grossraumwagen hauptsächlich in Vierergruppen angeordnet, daneben gibt es auch einige Reihen in Flugzeugbestuhlung. Insgesamt weist eine ICN-Komposition 125  Sitze in erster und 326  in zweiter Klasse auf.

Vorgeschichte

Anfang der neunziger Jahren ist am Technikum Winterthur die systemdynamische Modellierungstechnik in den Physikunterricht integriert worden. Damals verfügten nur die Macintosh-Computer von Apple über eine graphische Oberfläche, die den Einsatz des systemdynamischn Werkzeugs STELLA ermöglichte. Mitte der neunziger Jahre fragte ein Absolvent des Studienganges Maschinenbau an, ob mit STELLA nicht auch die Längsdynamik eines ganzen Eisenbahnzuges modelliert werden könne. Seine Firma, die in Schaffhausen domizilierte Georg Fischer AG (GF), hat seit Jahrzehnten die SBB und weitere Bahngesellschaften in halb Europa mit Kupplungen und Puffer versorgt. Beim ICN bestand die Herausforderung darin, die Energie absorbierenden Elemente so über alle sieben Wagen einer Komposition zu verteilen, dass bis zu einer Auflaufgeschwindigkeit von 10 km/h keine bleibenden Schäden an den beiden Konstruktionen auftreten. Das Konzept sah vor, zwischen den Wagen die Energie mittels Elastomerfedern und in der automatischen Kupplung mit Hilfe einer Hydraulik zu absolvieren.

Modellierung

Datei:ICN SD.png
Teil des systemdynamischen Modells

In der ersten Phase wurde ein erstes Grobmodell erstellt. Kernstück dieses Modells bildete die Impulsbilanz für alle vierzehn am Stoss beteiligte Wagen. Die Modellierung der zwischen den Wagen vorgesehenen Zug-und Stossvorrichtung mit Reibfedern und Zerstörungsgliedern erwies sich als nicht gerade trivial. Im Laufe der Zeit sind verschiedene Modellerieungsansätze entwickelt und ausprobiert worden. Vereinfachte und auf das Wesentliche reduzierte Modelle solcher Reibfedern lernen die Studierenden des Studienganges Aviatik im Fach Physik und Systemwissenschaft kennen.

Die Simulationsergebnisse sind danach mit den Rechnungen eines auf Längsdynamik von Eisenbahnzügen spezialisierten Ingenieurbüros verglichen worden. Diese indirekte Validierung hat gezeigt, dass die systemdynamische Modellierungstechnik auch für den professionellen Einsatz im speziellen Bereichen der Mechanik geeignet ist. Im Laufe der Jahre sind weitere Abeiten mit Hilfe von STELLA wie die Entwicklung der 1-, 2- und 3-g-Puffer, der Kupplung für die Seetalbahn oder für die Thurbo-Triebzüge. 2003 werden die Simulationen bei der Firma Schwab Verkehrstechnik AG in Schaffhausen, die den Puffer- und Kupplungsbereich von GF übernommen hat, mit der Modelica-Bibliothek DyMoRail erstellt.