Kreisprozesse: Unterschied zwischen den Versionen

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Der hydraulische [[Port]] des [[Carnotor]]s ist beim [[Carnot-Zyklus]] immer aktiv. Der thermische [[Port]] wird entweder auf geschlossen ([[isentrop]])) oder auf Freilauf geschaltet ([[isotherm]]). Weil die bei hoher Temperatur zugeführte Entropie exakt der bei tiefer wieder abgeführten entspricht, folgt für die Volumen in den vier Eckpunkten
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==Stirling-Zyklus==
 
==Stirling-Zyklus==

Version vom 26. Januar 2008, 21:33 Uhr

Reale Prozesse, wie sie in Wärmepumpen und Wärmekraftmaschinen ablaufen, lassen sich durch Kreisprozesse näherungsweise erklären; ein Kreisprozess bildet eine Idealisierung des realen Vorganges. Aus dem Wort Kreisprozess geht hervor, dass das Gas zyklisch die gleichen Zustände durchläuft. Dabei tauscht das Gas reversibel Entropie mit der Umgebung aus.

In dieser Vorlesung werden drei Kreisprozess behandelt. Der Carnot-Prozess ist nur vom historischen Interesse. Anhand dieses Prozesses hat Rudolf Clausius die Entropie als Zustandsgrösse hergeleitet. Viele Physikkurse folgen bei der Einführung der Entropie immer noch den Ideen von Clausius und verschleiern damit, dass die Entropie eine Primärgrösse ist, die in der Natur existiert und die man nicht aus fundamentaleren Grössen herleiten muss. Der Stirling-Prozess wird in den von Robert Stirling erfunden Motoren näherungsweise realisiert. Für die Technik von zentraler Bedeutung ist der Joule-Prozess, weil das Gas in Gastubinen und Strahltriebwerken in erster Näherung diesen Kreisprozess durchläuft.

Lernziele

Sie lernen in dieser Vorlesung

Basisprozesse

In der letzten Vorlesung haben Sie gelernt, wie man mit Hilfe eines systemdynamischen Modells die vier Basisprozess simuliert. Weil das Gas bei diesen Prozessen lauter Gleichgewichtszustände durchläuft, ist eine Simulation erst erforderlich, wenn man das Verhalten des idealen Gases mit Wärmeleitung und weiteren Vorgängen kombiniert. Solche Prozesse werden Sie im Labor untersuchen, ausmessen und simulieren. Hier soll das für die Handrechnung erforderliche Wissen nochmals dargelegt werden.

isochor

Beim isochoren Heizen oder Kühlen wird Entropie bei konstant gehaltenem Volumen zu- oder abgeführt. Der hydraulische Zugang muss beim Carnotor geschlossen und der thermische aktiviert sein. Isobare Prozess werden durch folgende Beziehungen beschrieben

Prozess thermisch kalorisch entropisch
isochor [math]\frac pT=\frac{nR}{V}[/math] = konst. [math]\Delta W=n\hat c_V\Delta T[/math] [math]\Delta S=n\hat c_V\ln{\frac{T_2}{T_1}}[/math]

Die molare Energiekapazität (Wärmekapazität bei konstantem Volumen) ist gleich der Zahl der Freiheitsgrade der Teilchen mal die halbe universelle Gaskonstante

[math]\hat c_V=\frac f2 R[/math].

isobar

Beim isobaren Heizen oder Kühlen wird Entropie bei konstant gehaltenem Druck zu- oder abgeführt. Der hydraulische Zugang muss beim Carnotor auf Freilauf geschaltet und der thermische aktiviert sein. Die Stärke des zufliessenden Wärmestromes ist gleich der Änderungsrate der Enthalpie

[math]I_{W_{therm}}=\dot H=n\hat c_p\dot T=\dot W+p\dot V=n\hat c_V\dot T+nR\dot T[/math]

In der letzten Umformung ist die thermische Zustandsgleichung des idealen Gases verwendet worden. Daraus folgt für die molare Enthalpiekapazität (Wärmekapazität bei konstantem Druck) des idealen Gases

[math]\hat c_p=\hat c_V+R[/math]

Die molare Enthalpiekapazität (Wärmekapazität bei konstantem Druck) näherungsweise idealer Gase ist gleich der Zahl der Freiheitsgrade plus zwei mal die halbe universelle Gaskonstante

[math]\hat c_p=\frac{f+2}{2}R[/math]

Das isobare Heizen oder Kühlen von idealem Gas wird durch folgende Gleichungen beschrieben

Prozess thermisch kalorisch entropisch
isobar [math]\frac VT=\frac{nR}p[/math] = konst. [math]\Delta H=n\hat c_p\Delta T[/math] [math]\Delta S=n\hat c_p\ln{\frac{T_2}{T_1}}[/math]

isentrop

Beim isentropen Komprimieren oder Expandieren ändert sich die Entropie des Gases nicht. Der hydraulische Zugang des Carnotor ist aktiviert und der thermische geschlossen. Aus der Beschreibung der Entropie in Funktion des Volumens und der Temperatur

[math]\Delta S=n\left(\hat c_V\ln{\frac{T_2}{T_1}}+R\ln{\frac{V_2}{V_1}}\right)=0[/math]

folgt

[math]\left(\frac{V_2}{V_1}\right)^R=\left(\frac{T_1}{T_2}\right)^{\hat c_V}[/math]

Diese Gleichung wird meist mit Hilfe des Isentropenexponenten κ, dem Verhältnis von Enthalpie- zu Energiekapazität, beschrieben

[math]\kappa=\frac{\hat c_p}{\hat c_V}=\frac{\hat c_V+R}{\hat c_V}=\frac{f+2}{f}[/math]

Der Isentropenexpoenent beträgt für Edelgase 3/2 und für Luft 1.4. Mit Hilfe der thermischen Zustandsgleichung des idealen Gases kann diese Beziehung auf die Zustandsgrössen Druck und Volumen bzw. Druck und Temperatur umgerechnet werden

Prozess thermisch kalorisch entropisch
isentrop [math]\left(\frac{V_2}{V_1}\right)^{\kappa-1}=\frac{T_1}{T_2}[/math]

[math]\left(\frac{V_2}{V_1}\right)^\kappa=\frac{p_1}{p_2}[/math]
[math]\left(\frac{p_1}{p_2}\right)^{\frac{\kappa-1}{\kappa}}=\frac{T_1}{T_2}[/math]

[math]\Delta W=n\hat c_V\Delta T[/math] [math]\Delta S=0[/math]

Hier erscheint die Wärmekapazität bei konstantem Volumen, obwohl bei diesem Prozess keine thermische Energie ausgetauscht wird und das Volumen nicht konstant bleibt. Die Bezeichnung Energiekapazität wäre deshalb die treffendere Bezeichnung. Die mittlere Form unter den thermischen Zustandsgleichungen für den isentropen Prozess hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Boyleschen Gesetz [math]pV^\kappa=konst.[/math].

isotherm

Beim isothermen Komprimieren oder Expandieren wird unkontrolliert Entropie mit der Umgebung ausgetauscht. Der hydraulische Zugang des Carnotors ist aktiviert und der thermische auf Freilauf geschaltet. Die innere Energie bleibt infolge gleich bleibender Temperatur konstant. Deshalb ist die Summe aus thermischem und mechanischem Energiestrom gleich Null. Bei der isothermen Prozessführung wird also Arbeit vollständig in Wärme bzw. Wärme vollständig in Arbeit umgewandelt. Bildlich gesprochen wird bei der Kompression die mechanisch zugeführte Energie auf die abfliessende Entropie umgeladen. Bei der Expansion wird die mit der Entropie zugeführte Energie an einen mechanischen Träger (Impuls oder Volumen) abgegeben, wobei die Entropie im sich vergrössernden Volumen gespeichert bleibt.

Das isotherme Komprimieren oder Expandieren von idealem Gas wird durch folgende Gleichungen beschrieben

Prozess thermisch kalorisch entropisch
isotherm [math]pV=nRT[/math] = konst. [math]\Delta W=0[/math] [math]\Delta S=nR\ln{\frac{V_2}{V_1}}[/math]

Die Arbeit lässt sich, wie in der letzten Vorlesung gezeigt, durch direkte Integration der Druck-Volumen-Beziehung berechnen, oder über die Wärme, die bei konstanter Temperatur gleich ausgetauschte Entropie mal diese Temperatur ist

[math]W_{mech}=-W_{therm}=-TS_{aus}=-T\Delta S=nRT\ln{\frac{V_1}{V_2}}[/math]

Carnot-Zyklus

Der Carnot-Zyklus wurde erstmals 1824 von Sadi Carnot in der berühmt gewordenen Publikation über die bewegende Kraft des Feuers (Réflexions sur la puissance motrice du feu) veröffentlicht. Dabei vertrat Carnot die Hypothese, dass die Wärme (chaleur) wie das fallende Wasser eine bewegende Kraft entfaltet, sobald sie über ein Temperaturgefälle fliesst. Identifiziert man die Wärme mit der Entropie und die bewegende Kraft mit der Energie, hat Carnot eine sehr tragfähiges Modell thermischer Prozesse entwickelt.

Beim Carnot-Zyklus wird Wärme von einem Gas über eine isotherme Expansion aus einem heissen Wärmebad entnommen. Danach wird das Gas isentrop entspannt, bis es die Temperatur eines zweiten Wärmebades erreicht hat. An dieses gibt es die aufgenommene Wärme bei konstant gehaltener Temperatur wieder ab. Danach wird das Arbeitsgas mittels isentroper Kompression auf die ursprünglich Temperatur gebracht. Hier ist mit Wärme - entsprechend der Vorstellung von Carnot - die Entropie gemeint.

Nummeriert man die "Eckpunkte" des Carnot-Zyklus mit 1, 2, 3, 4, ergibt sich die folgende Beschreibung

Prozess thermische Beschreibung Entropie Energie
isotherme Expansion 1 nach 2 [math]pV=nRT_{12}=konst[/math] [math]\Delta S=nR\ln{\frac{V_2}{V_1}}[/math] Wärme = [math]nRT_{12}\ln{\frac{V_2}{V_1}}[/math] = -Arbeit
isentrope Expansion 2 nach 3 [math]\left(\frac{V_3}{V_2}\right)^{\kappa-1}=\frac{T_{12}}{T_{34}}[/math] [math]\Delta S=0[/math] Arbeit = [math]n\hat c_V(T_{34}-T_{12})[/math]
isotherme Kompression 3 nach 4 [math]pV=nRT_{34}=konst[/math] [math]\Delta S=nR\ln{\frac{V_4}{V_3}}[/math] Arbeit = [math]nRT_{34}\ln{\frac{V_3}{V_4}}[/math] = -Wärme
isentrope Kompression 4 nach 1 [math]\left(\frac{V_1}{V_4}\right)^{\kappa-1}=\frac{T_{34}}{T_{12}}[/math] [math]\Delta S=0[/math] Arbeit = [math]n\hat c_V(T_{12}-T_{34})[/math]

Der hydraulische Port des Carnotors ist beim Carnot-Zyklus immer aktiv. Der thermische Port wird entweder auf geschlossen (isentrop)) oder auf Freilauf geschaltet (isotherm). Weil die bei hoher Temperatur zugeführte Entropie exakt der bei tiefer wieder abgeführten entspricht, folgt für die Volumen in den vier Eckpunkten

[math]\frac {V_2}{V_1}=\frac {V_3}{V_4}[/math]

Stirling-Zyklus

Joule-Zyklus

Kontrollfragen

Materialien