Hydromobil: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SystemPhysik
Inhalt hinzugefügt Inhalt gelöscht
(Die Seite wurde neu angelegt: Das '''Hydromobil''' ist eine virtuelles Fahrzeug, an dem die Impulsbilanz bei offenen Systemen geübt werden kann. Das Hydromobil ist oben offen, um das von oben h...)
 
Zeile 22: Zeile 22:
==Anwendungen==
==Anwendungen==
===Rakete===
===Rakete===
Um die Bewegungsgleichung für eine reibungsfrei gleitende [[Rakete]] zu erhalten, wird alle Massenströme ausser der nach hinten weg spritzende gleich Null gesetzt. Folglich kann auch auf die Indizierung verzichtet werden
Um die Bewegungsgleichung für eine reibungsfrei gleitende [[Rakete]] zu erhalten, werden alle Massenströme ausser der nach hinten gerichtete gleich Null gesetzt. Folglich kann auch auf die Indizierung verzichtet werden


:<math>(v-c)I_m=\dot m v+m\dot v</math>
:<math>(v-c)I_m=\dot m v+m\dot v</math>
Zeile 34: Zeile 34:
Separiert man die Raketengleichung, liefert eine Integration nach der Zeit
Separiert man die Raketengleichung, liefert eine Integration nach der Zeit


:<math>v=v_0+\ln\frac{m_0}{m}</math>
:<math>v=v_0+c\ln\frac{m_0}{m}</math>

==Güterwagen==
Müssen ganze Eisenbahnzüge mit Schüttgut beladen werden, zieht die Lok die Wagen mit konstanter Geschwindigkeit unter dem Silo durch. Die Impulsbilanz nimmt dann die folgende Gestalt an

:<math>F_{Res}=v\dot m</math>

Die resultierende Kraft auf den zu beladenden Wagen ist gleich der Geschwindigkeit des Wagens mal die Änderungsrate der Masse, die wiederum gleich der Stärke des von oben zufliessenden Massenstroms ist. Weil dieser Massenstrom nicht mit Impuls beladen ist, tritt er auf der linken Seite der Gleichung nicht auf. Dem Wagen muss Impuls zugeführt werden (resultierende Kraft), damit die neu dazu kommende Masse entsprechend der Geschwindigkeit des Wagens Impuls speichern kann.

Würde eine Güterwagen beladen, ohne dass eine horizontal gerichtete Kraft angreift (Mdous ''frei''), gilt

:<math>0=\dot m v+m\dot v</math>

Die Beschleunigung ist dann gleich

:<math>\dot v=-v\frac{\dot m}{m}</math>


[[Kategorie:Hydro]]
[[Kategorie:Hydro]]

Version vom 5. Januar 2009, 20:12 Uhr

Das Hydromobil ist eine virtuelles Fahrzeug, an dem die Impulsbilanz bei offenen Systemen geübt werden kann. Das Hydromobil ist oben offen, um das von oben hinein fallende Wasser aufzunehmen (1). Unten besitzt es einen Auslass, durch den es Wasser ablassen kann (2). Vorne (3) und hinten (4) ist das Hydromobil mit je einer Schlauchdüse bestückt, durch die mittels einer Pumpe Wasser horizontal weg gespritzt werden kann. Das Hydromobil kann in drei Modi betrieben werden. Im Modus frei rollt es reibungsfrei dahin. Im Modus fest sorgt ein geregelter Antrieb dafür, dass die Geschwindigkeit des Hydromobils auf einem konstanten Wert gehalten wird. Im Modus Reibung wirkt eine konstante Reibkraft an den Rädern gegen die Bewegung des Hydromobils.

Bilanzgleichungen

Die Impulsbilanz bezüglich des Hydromobils lautet

[math]F+v_1I_{m1}+v_2I_{m2}+v_3I_{m3}+v_4I_{m4}=\dot p=\dot m v+m\dot v[/math]

Alle Geschwindigkeiten sind gegen das Bezugssystem zu messen. Ist die Geschwindigkeit ci gegen das Hydromobil gegeben, gilt

[math]v_i=v+c_i[/math] i = 1, 2, 3, 4

Die Geschwindigkeit des vom Hydromobil aufgenommenen Wassers ist gleich Null, sobald es senkrecht herunter fällt. Die Geschwindigkeit des durch den Auslass (2) abfliessenden Wassers ist in der Regel gleich der Geschwindigkeit des Hydromobils, also gleich v.

Als zweite Gleichung benötigen wir noch die Massenbilanz

[math]I_{m1}+I_{m2}+I_{m3}+I_{m4}=\dot m[/math]

Im Modus fest fällt auf der rechten Seite der Term mit Beschleunigung weg, im Modus frei fehlt die Kraft und im Modus Reibung gilt

[math]F=-F_R\sgn(v)[/math]

Anwendungen

Rakete

Um die Bewegungsgleichung für eine reibungsfrei gleitende Rakete zu erhalten, werden alle Massenströme ausser der nach hinten gerichtete gleich Null gesetzt. Folglich kann auch auf die Indizierung verzichtet werden

[math](v-c)I_m=\dot m v+m\dot v[/math]

Ersetzt man die Änderungsrate der Masse über die (triviale) Massenbilanz, folgt die Raketengleichung

[math]-cI_m=m\dot v[/math] oder [math]-c\dot m=m\dot v[/math]

Man beachte, dass hier der Massenstrom bezüglich der Rakete negativ ist. Den Ausdruck -cIm nennt man oft auch Schubkraft. Mit dieser Umschreibung kann die Rakete als Anwendung des Newtonschen Grundgesetzes verkauft werden, was natürlich grober Unfug ist.

Separiert man die Raketengleichung, liefert eine Integration nach der Zeit

[math]v=v_0+c\ln\frac{m_0}{m}[/math]

Güterwagen

Müssen ganze Eisenbahnzüge mit Schüttgut beladen werden, zieht die Lok die Wagen mit konstanter Geschwindigkeit unter dem Silo durch. Die Impulsbilanz nimmt dann die folgende Gestalt an

[math]F_{Res}=v\dot m[/math]

Die resultierende Kraft auf den zu beladenden Wagen ist gleich der Geschwindigkeit des Wagens mal die Änderungsrate der Masse, die wiederum gleich der Stärke des von oben zufliessenden Massenstroms ist. Weil dieser Massenstrom nicht mit Impuls beladen ist, tritt er auf der linken Seite der Gleichung nicht auf. Dem Wagen muss Impuls zugeführt werden (resultierende Kraft), damit die neu dazu kommende Masse entsprechend der Geschwindigkeit des Wagens Impuls speichern kann.

Würde eine Güterwagen beladen, ohne dass eine horizontal gerichtete Kraft angreift (Mdous frei), gilt

[math]0=\dot m v+m\dot v[/math]

Die Beschleunigung ist dann gleich

[math]\dot v=-v\frac{\dot m}{m}[/math]