Kapazität und Induktivität: Unterschied zwischen den Versionen

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*[https://www.youtube.com/watch?v=eR0l2sqv8Zo Video 12:00]
 
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Ein geladener Kondensator, der über einen Widerstand entladen wird, kann mit einem gefüllten Topf verglichen werden, aus dem die Flüssigkeit laminar durch ein horizontal ausgerichtetes Rohr abfliesst. Der elektrischen Stromkreis sei so auf Erde geschaltet, dass die eine Seite des Kondensators andauernd das Potential null hat. Die Kondensatorladung entspricht dann dem Volumen, die Spannung dem Überdruck beim Boden des Topfs und der Widerstand dem Strömungswiderstand im Abflussrohr. Denkt man sich einen kleinen Drucksensor, der im Topf bis zum Boden eingetaucht und dann durch das Abflussrohr geführt wird, würde man beim Abtauchen einen Druckanstieg und längs des Abflussrohres einen Druckabfall bemerken. Genau so verhält es sich beim elektrischen Analogon. Geht man vom geerdeten Teil des Kondensators aus, steigt das Potential bis zum Maximalwert beim andern Teil des Kondensators an. Das Potential nimmt dann längs des Widerstandes wieder ab. Der Druck beim Gefässboden und das Potential auf dem zweiten Teil des Kondensators nehmen infolge des Entladevorgangs ab. Die Aussage, wonach der hydrostatische Druckaufbau im Topf immer gleich dem Druckabbau im Rohr bzw. die Spannung über dem Kondensator gleich der Spannung über dem Widerstand ist, bleibt bestehen.
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Ein geladener Kondensator, der über einen Widerstand entladen wird, kann mit einem gefüllten Topf verglichen werden, aus dem die Flüssigkeit laminar durch ein horizontal ausgerichtetes Rohr abfliesst. Der elektrische Stromkreis sei so auf Erde geschaltet, dass die eine Seite des Kondensators andauernd das Potential null hat. Die Kondensatorladung entspricht dann dem Volumen, die Spannung dem Überdruck beim Boden des Topfs und der Widerstand dem Strömungswiderstand im Abflussrohr. Denkt man sich einen kleinen Drucksensor, der im Topf bis zum Boden eingetaucht und dann durch das Abflussrohr geführt wird, würde man beim Abtauchen einen Druckanstieg und längs des Abflussrohres einen Druckabfall bemerken. Genauso verhält es sich beim elektrischen Analogon. Geht man vom geerdeten Teil des Kondensators aus, steigt das Potential bis zum Maximalwert beim andern Teil des Kondensators an. Das Potential nimmt dann längs des Widerstandes wieder ab. Der Druck beim Gefässboden und das Potential auf dem zweiten Teil des Kondensators nehmen infolge des Entladevorgangs ab. Die Aussage, wonach der hydrostatische Druckaufbau im Topf immer gleich dem Druckabbau im Rohr bzw. die Spannung über dem Kondensator gleich der Spannung über dem Widerstand ist, bleibt bestehen.
   
 
Nun formulieren wir die Bilanzgleichung bezüglich dem nicht geerdeten Teil des Kondensators
 
Nun formulieren wir die Bilanzgleichung bezüglich dem nicht geerdeten Teil des Kondensators
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Die Exponentialfunktion hat eine interessante Eigenschaft. Würde der Strom so stark fliessen, wie zu Beginn des Entladevorgangs, wäre der Kondensator nach einer Zeitkonstanten vollständig entladen. Im Graphen für die Spannungs-Zeit-Funktion bedeutet dies, dass die Tangente an die Kurve die Zeitachse nach einer Zeitkonstante schneidet. Diese Konstruktion funktioniert zu jedem Zeitpunkt. Die eigentliche Spannung ist nach einer Zeitkonstante auf den e-ten Teil abgesunken.
 
Die Exponentialfunktion hat eine interessante Eigenschaft. Würde der Strom so stark fliessen, wie zu Beginn des Entladevorgangs, wäre der Kondensator nach einer Zeitkonstanten vollständig entladen. Im Graphen für die Spannungs-Zeit-Funktion bedeutet dies, dass die Tangente an die Kurve die Zeitachse nach einer Zeitkonstante schneidet. Diese Konstruktion funktioniert zu jedem Zeitpunkt. Die eigentliche Spannung ist nach einer Zeitkonstante auf den e-ten Teil abgesunken.
   
Dieses einfache System sollten Sie in kurzer Zeti mit Berkeley Madonna selber modellieren können (versuchen Sie es!). Sie werden dann erkennen, dass die Rückkopplung im Modell (feed back loop) von der Ladung über Spannung und Stromstärke zur Änderungsrate der Ladung die Differentialgleichung erzeugt.
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Dieses einfache System sollten Sie in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand mit Berkeley Madonna selber modellieren können (versuchen Sie es!). Sie werden dann erkennen, dass die Rückkopplung im Modell (feedback loop) von der Ladung über Spannung und Stromstärke zur Änderungsrate der Ladung die Differentialgleichung erzeugt.
   
 
==LC-Glied==
 
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Version vom 15. Oktober 2015, 12:26 Uhr

Lernziele

elektromagnetisches Feld

Elektrische Felder (Feldstärke E) und magnetische Felder (Feldstärke B) wirken mit einer Kraft FL auf elektrisch geladene Körper (Ladung Q) ein

[math]\vec F_L = Q(\vec E + \vec v \times \vec B)[/math]

Das elektrische Feld beschleunigt einen geladenen Körper in Feldrichtung (positive Ladung) oder gegen die Feldrichtung (negative Ladung). Die Kraftwirkung des Magnetfeldes steht normal zur Ebene, die von der Geschwindigkeit und der magnetischen Feldstärke aufgespannt wird. Bewegt sich der Körper parallel zu den magnetischen Feldvektoren (Feldlinien), wirkt keine Kraft.

Ein kleiner, geladener Körper mit der elektrischen Ladung Q0 erzeugt ein radialsymmetrisches Feld der Stärke

[math]E = \frac{1}{4\pi\epsilon_0}\frac{Q_0}{r^2}[/math] wobei [math]\epsilon_0[/math] = 8.854 x 10-12 F/m die elektrische Feldkonstante ist. Der Abstand von der Körpermitte bis zum Punkt, an dem man die Feldstärke misst, wird hier mit r bezeichnet. Bei positiver Ladung zeigt die Feldstärke vom Körper weg, bei negativer Ladung zum Körper hin.

Ein gerader stromdurchflossener Draht (Stromstärke I0) erzeugt ein magnetisches Wirbelfeld, d.h. die magnetischen Feldlinien bilden konzentrische Kreise um den Draht herum, wobei die Orientierung der Feldstärkevektoren B der rechten-Hand-Regel gehorcht. Die Stärke des Magnetfeldes nimmt umgekehrt proportional mit dem Abstand zum sehr langen Draht ab

[math]B = \frac{\mu_0}{2\pi}\frac{I_0}{r}[/math] wobei [math]\mu_0[/math] = 4π x 10-7 H/m die magnetische Feldkonstante ist. Der Abstand von der Körpermitte bis zum Punkt, an dem man die Feldstärke misst, wird hier mit r bezeichnet.

Das Produkt der beiden Feldkonstanten ist gleich dem Reziprokwert der Lichtgeschwindigkeit im Quadrat. In der Elektrizitätslehre ist die Lichtgeschwindigkeit eine universelle Naturkonstante, was Einstein zu folgendem Postulat bewogen hat: die Lichtgeschwindigkeit ist in jedem Bezugssystem gleich gross.

Ladung erzeugt ein elektrisches Feld und Strom erzeugt ein magnetisches Feld. Weil Strom und Ladung über die Bilanz miteinander verknüpft sind, bilden auch das elektrische und das magnetische Feld eine untrennbare Einheit, das elektromagnetische Feld. Dieses Feld ist wie die "Materie" ein eigenständiges physikalisches System, das Energie, Impuls, Drehimpuls und Entropie speichern und transportieren kann.

Das elektrische Feld erzeugt eine Spannung, die im homogenen Feld wie folgt berechnet wird: die Spannung zwischen zwei Punkten ist gleich Feldstärke mal Abstand gemessen in Feldrichtung. Indem man das elektrische Feld mit dem Gravitationsfeld vergleicht, kann man diese Berechnungsformel gut verstehen

Gravitationsfeld [math]U_G = g\Delta h[/math]
elektrisches Feld [math]U = E\Delta s[/math]

Die elektrische Spannung wird durch ein elektrisches Feld erzeugt, das wiederum von einer elektrischen Ladung aufgebaut wird. Deshalb wird der Draht einer Hochspannungsleitung in einer fünfzigstel Sekunde einmal positiv und einmal negativ aufgeladen. Dabei entsteht ein starkes elektrisches Feld, das die umgebende Luftmoleküle oft sogar ionisieren kann. Energie wird aber erst transportiert, wenn gleichzeitig noch ein Strom durch den Leiter fliesst, der dann ein magnetisches Feld aufbaut. Nach den heutigen Vorstellungen wird die elektrische Energie nicht durch den Draht sondern durch das elektromagnetischen Feld transportiert.

Der Kondensator

Elektrisch geladene Kugeln speichern entsprechend dem gemessenen Potential Ladung und Energie. Die elektrische Ladung sitzt auf der Kugeloberfläche, die Energie im elektrischen Feld. Übersetzt man ein System bestehend aus zwei gegensätzlich geladenen Kugeln ins Flüssigkeitsbild, werden aus den Kugeln zylinderförmige Töpfe mit der Kapazität als Querschnittfläche und dem Potential als Füllhöhe. Die beiden Töpfe stehen in einem riesigen See drin, mit dem beliebig viel Ladung ausgetauscht werden kann. Der See, der das Nullniveau für die Füllhöhe festlegt, steht für die Erde.

Nun gehen wir von ungeladenen Kugeln aus, entnehmen der einen Kugel eine kleine Ladung und führen sie der Erde zu. Je mehr Ladung wir der Kugel entnommen haben, umso mehr Energie brauchen wir für die nächste Ladungsmenge. Führen wir der andern Kugel Ladung von der Erde her zu, machen wir die gleiche Erfahrung. Der Grund für diese Zunahme der Energie können wir direkt dem Flüssigkeitsbild entnehmen: je mehr Ladung ein Körper enthält, desto höher müssen wir die nächste Ladungsportion "pumpen". Beim negativ geladenen Körper gilt die spiegelbildliche Aussage: je weniger Ladung der Körper enthält, desto höher müssen wir die nächste Ladungsportion "pumpen".

Die Analogie geht noch ein Stück weiter. Im Flüssigkeitsbild stellen wir uns eine Flüssigkeit vor, die im Schwerefeld der Erde gepumpt wird. Bei den elektrisch geladenen Kugeln "pumpen" wir gegen das elektrische Feld. Ersetzt man die Kugeln durch je zwei sehr grosse Platten, die durch ein Dielektrikum getrennt sind, wird die Analogie mathematisch noch stimmiger. Dazu verbinden wir die eine Platte mit der Erde. Die Ladung der andern Platte ist dann die Kondensatorladung, die wir ins Flüssigkeitsbild übertragen. Die nachfolgende Tabelle beschreibt die Analogie, wobei in der Elektirzitätslehre von einem Plattenkondensator ausgegangen wird.

Begriff Gravitation Elektrizität
Menge schwere Masse m (kg) elektrische Ladung Q(C)
Potential UG = gh U = Es
Kapazität Cm = ρ A/g C = εrε0A/d
gespeicherte Menge m = CmUG Q = CU
gespeicherte Energie WG = mUG/ 2 = CmUG2/ 2 = Cm/ (2 m2) WE = QU/ 2 = CU2/ 2 = C/ (2 Q2)

εr ist eine Zahl grösser 1 und heisst relative Permittivität (auch Dielektrizitätszahl); ε = 8.85 10-12 F/m ist die elektrische Feldkonstante.

Kapazität und Induktivität

Kapazität und Induktivität sind die beiden Gegenspieler in dynamisch-elektrischen Systemen. Kapazität ist die Eigenschaft der Kondensatoren und Induktivität die der (idealen) Spulen. Beide Systeme können Energie speichern, wobei die Energie beim Kondensator im elektrischen und bei der Spule im magnetischen Feld gespeichert wird. Die konstitutiven Gesetze für die beiden linearen Systeme lauten

Kapazität [math]I = C\dot U[/math] aus [math]Q = CU[/math]
Induktivität [math]U = L\dot I[/math]

Kapazitäten werden in Farad (F) und Induktivitäten in Henry (H) gemessen. Die kapazitiv gespeicherte Energie ist proportional zur Ladung im Quadrat und die induktiv gespeicherte Energie proportional zur Stromstärke im Quadrat

Kapazität [math]W_C = \frac{Q^2}{2C} = \frac{CU^2}{2}[/math]
Induktivität [math]W_L = \frac{LI^2}{2}[/math]

Sowohl Farad als auch Henry sind recht grosse Einheiten. Superkondensatoren (Supercaps) können Kapazitäten von Kilofarad (kF) erreichen, wobei die Spannung nur einige wenige Volt betragen darf.

RC-Glied

Ein geladener Kondensator, der über einen Widerstand entladen wird, kann mit einem gefüllten Topf verglichen werden, aus dem die Flüssigkeit laminar durch ein horizontal ausgerichtetes Rohr abfliesst. Der elektrische Stromkreis sei so auf Erde geschaltet, dass die eine Seite des Kondensators andauernd das Potential null hat. Die Kondensatorladung entspricht dann dem Volumen, die Spannung dem Überdruck beim Boden des Topfs und der Widerstand dem Strömungswiderstand im Abflussrohr. Denkt man sich einen kleinen Drucksensor, der im Topf bis zum Boden eingetaucht und dann durch das Abflussrohr geführt wird, würde man beim Abtauchen einen Druckanstieg und längs des Abflussrohres einen Druckabfall bemerken. Genauso verhält es sich beim elektrischen Analogon. Geht man vom geerdeten Teil des Kondensators aus, steigt das Potential bis zum Maximalwert beim andern Teil des Kondensators an. Das Potential nimmt dann längs des Widerstandes wieder ab. Der Druck beim Gefässboden und das Potential auf dem zweiten Teil des Kondensators nehmen infolge des Entladevorgangs ab. Die Aussage, wonach der hydrostatische Druckaufbau im Topf immer gleich dem Druckabbau im Rohr bzw. die Spannung über dem Kondensator gleich der Spannung über dem Widerstand ist, bleibt bestehen.

Nun formulieren wir die Bilanzgleichung bezüglich dem nicht geerdeten Teil des Kondensators

[math]-I = \dot Q[/math]

Das Minuszeichen hängt von der Wahl des "Strompfeils" ab. Wenn wir die Stromstärke durch den Widerstand als positiv annehmen, dann müssen wir diese Stromstärke in der Bilanz negativ einsetzen. Nun ersetzen wir die Stromstärke durch Spannung geteilt durch Widerstand

[math]I = \frac{U}{R}[/math]

und die Kondensatorladung durch die Kapazität mal Spannung

[math]Q = CU[/math] oder [math]\dot Q = C\dot U[/math]

und multiplizieren die Gleichung mit dem Widerstand

[math]-U = RC\dot U[/math]

Das Produkt aus Widerstand und Spannung hat die Einheit Sekunde. Wir bezeichnen diese Grösse deshalb als Zeitkonstante mit dem Formelzeichen τ

[math]\tau\dot U+U=0[/math]

Damit erhalten wir eine lineare Differentialgleichung erster Ordnung mit konstantem Koeffizienten. Wie man diese Gleichung löst, lernen Sie später in der Mathematik. Die Lösung dieser Gleichung für die Spannung U

[math]U(t)=U_0 e^{-t/\tau}[/math]

ist einfach zu interpretieren: weil die Spannung gleichzeitig proportional zur Kondensatorladung und proportional zur Änderungsrate ist, muss der Entladevorgang mit der Zeit immer schwächer werden.

Die Exponentialfunktion hat eine interessante Eigenschaft. Würde der Strom so stark fliessen, wie zu Beginn des Entladevorgangs, wäre der Kondensator nach einer Zeitkonstanten vollständig entladen. Im Graphen für die Spannungs-Zeit-Funktion bedeutet dies, dass die Tangente an die Kurve die Zeitachse nach einer Zeitkonstante schneidet. Diese Konstruktion funktioniert zu jedem Zeitpunkt. Die eigentliche Spannung ist nach einer Zeitkonstante auf den e-ten Teil abgesunken.

Dieses einfache System sollten Sie in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand mit Berkeley Madonna selber modellieren können (versuchen Sie es!). Sie werden dann erkennen, dass die Rückkopplung im Modell (feedback loop) von der Ladung über Spannung und Stromstärke zur Änderungsrate der Ladung die Differentialgleichung erzeugt.

LC-Glied

Zwei Gefässe, die unterschiedlich hoch mit Wasser gefüllt sind, gleichen ihre Füllhöhe an, sobald man sie miteinander verbindet. Modelliert man dieses System mit Berkeley Madonna, sieht man, dass sich die beiden Füllhöhen exponentiell mit der Zeit angleichen, falls das Widerstandsgesetz linear modelliert wird. Verkleinert man den Widerstand, wird die Zeitkonstante immer kleiner, d.h. der Prozess läuft immer schneller ab. Um eine Schwingung, wie sie beim U-Rohr zu beobachten ist, zu erzeugen, brauchen wir aber ein weiteres Element, die Induktivität, d.h. wir müssen die Trägheit der Flüssigkeitssäule dazu nehmen. Ein entsprechendes Modell mit Berkeley Madonna haben Sie oder werden Sie noch im Praktikum erstellen.

Eine analoge Aussage gilt auch in der Elektrizitätslehre: ein Schwingkreis besteht aus Kondensator (Kapazität C, Einheit Farad F) und Spule (Widersand R, Einheit Ohm und Induktivität L, Einheit Henry). Nun erden wir den einen Teil des Kondensators und formulieren für den andern Teil die Bilanzgleichung

[math]-I = \dot Q[/math]

Ladung und Stromstärke können wir wie beim RC-Glied durch die Spannung über dem Kondensator und die Spannung über dem Widerstand ersetzen

[math]-\frac{U_R}{R} = C\dot U_C[/math]

Die beiden Spannungen sind aber nicht mehr gleich gross. Zudem stellt sich die Frage, wie wir hier das induktive Gesetz [math]U_L = L\dot I[/math] einbringen können. Dazu leiten wir die Bilanz nach der Zeit ab, d.h. wir bilden die Änderungsrate der Bilanzgleichung

[math]-\dot I = \ddot Q[/math]

ersetzen die Ladung über das kapazitive Gesetz und die Änderungsrate des Stromes über das induktive Gesetz

[math]-\frac{U_L}{L} = C\ddot U_C[/math]

Damit auf beiden Seiten die gleiche Spannung steht, ersetzen wir die Spannung über der Induktivität durch [math]U_C = U_R+U_L[/math]

[math]U_L = U_C-U_R = U_C-RI=U_C+RC\dot U_C [/math]

Bei der zweiten Umformung ist die Stromstärke über die Bilanz durch die Kapazität ersetzt worden. Zusammenfassend erhalten wir

[math]U_C+RC\dot U_C + LC\ddot U_C = 0[/math]

Diese Herleitung, die sich stark an der Modellbildung orientiert, müssen Sie nicht bis ins letzte Detail begriffen haben. Zudem geht man in der Elektrotechnik direkt von der Spannung aus, was die Herleitung vereinfacht. Aber Sie sollten verstehen, dass ein systemdynamisches Modell, das über zwei "Topfstrukturen" hinweg rückkoppelt, schwingungsfähig ist und mathematisch zu einer Differentialgleichung zweiter Ordnung führt.

Wie in der Hydraulik soll hier nur die Lösung für den ungedämpften Schwingkreis formuliert werden

[math]U_C = U_0 cos(\omega t)[/math]

wobei ω Kreisfrequenz heisst und um 2?pi; grösser ist als die Frequenz oder der Reziprokwert der Schwingungsdauer oder Periode.

Kontrollfragen

Antworten zu den Kontrollfragen

Materialien

Physik und Systemwissenschaft in Aviatik 2014

Physik und Systemwissenschaft in Aviatik