Inertialsystem: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SystemPhysik
Inhalt hinzugefügt Inhalt gelöscht
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 2: Zeile 2:


== Klassische Mechanik ==
== Klassische Mechanik ==
''Galileo Galilei'' war der erste, der den Begriff des Inertialsystems erdachte, um die damals gültige Meinung ''Aristoteles'' zu widerlegen. Nach Aristotels war für jede erzwungene Bewegung eine [[Kraft]] notwendig. Weil in dieser Theorie die [[Geschwindigkeit]] eine dynamische Bedeutung hat, wird ein absolutes Ruhesystem ausgezeichnet. Galilei zeigte, dass auf einem ruhig dahin gleitenden Schiff Prozesse wie eine Fallbewegung genau gleich ablaufen wie auf der ruhenden Erde. ''Isaac Newton'' hat die Argumentation von Galielei in seinem [[Newtonsche Axiome|ersten Axiom]], das auch als ''Trägheitsprinzip'' bezeichnet wird, ausformuliert
Nach ''Aristoteles'' war für jede erzwungene Bewegung eine [[Kraft]] notwendig. Weil die [[Geschwindigkeit]] so Einfluss auf die [[Dynamik]] nimmt, wird in dieser Theorie ein absolutes Ruhesystem ausgezeichnet.''Galileo Galilei'' war der erste, der den Begriff des Inertialsystems erdachte, um die damals gültige Meinung Aristoteles zu widerlegen. Galilei zeigte, dass auf einem ruhig dahin gleitenden Schiff mechanische Prozesse wie das Fallen eines Steins genau gleich ablaufen wie auf der ruhenden Erde. ''Isaac Newton'' hat die Argumentation von Galielei übernommen und in seinem [[Newtonsche Axiome|ersten Axiom]], das auch als '''Trägheitsprinzip''' bezeichnet wird, ausformuliert.


Newton ist trotz der prinzipiellen Unmöglichkeit, eine absolute Ruhe nachzuweisen, von einem ruhenden, von Gott erschaffenen Weltraum ausgegangen. Alle Bezugssysteme, die sich gleichförmig, also mit konstanter Geschwindigkeit gegen den absoluten Raum bewegen, sind demnach inertal. Sobald allerdings eines der Bezugssysteme eine Rotation oder eine beschleunigte Translationsbewegung ausführt, treten so genannte ''[[Scheinkraft|Scheinkräfte]]'' wie die [[Zentrifugalkraft|Zentrifugal-]] oder die [[Corioliskraft]] auf.
Alle Bezugssysteme, die sich gleichförmig, also mit konstanter Geschwindigkeit gegen den absoluten Raum bewegen, sind demnach inertal. Sobald allerdings eines der Bezugssysteme eine Rotation oder eine beschleunigte Translationsbewegung ausführt, treten so genannte ''[[Scheinkraft|Scheinkräfte]]'' wie die [[Zentrifugalkraft|Zentrifugal-]] oder die [[Corioliskraft]] auf. Um die Transformationsgleichungen zwischen zwei Inertialsystemen aufzustellen, nutzt man die [[Galilei-Transformation]].

==Zirkelschluss==
:»Die Gesetze der klassischen Mechanik gelten unverändert in Inertialsystemen, die sich relativ zueinander mit konstanter Geschwindigkeit bewegen. Es gibt kein bevorzugtes Bezugssystem und keine Möglichkeit, eine Geschwindigkeit absolut zu messen.«

Trotz der heute üblichen, auf ''Ernst Mach'' zurückzuführenden Umschreibung der Inertialsystems ist Newton von einem ruhenden, von Gott erschaffenen Weltraum ausgegangen. Lässt man die Idee des absoluten Raumes weg, führt das erste Axiom von Newton, das Trägheitsprinzip, zu einem Zirkelschluss. Die eigentliche Kernaussage der Newtonschen [[Punktmechanik]] bildet die [[Impulsbilanz]] zusammen mit dem [[kapazitives Gesetz|kapazitiven Gesetz]] der Translationsmechanik

:<math>\Sigma_i \vec F_i + m \vec g = \dot {\vec p} = m \dot {\vec v} = m \vec a</math>

Im Gegensatz zu den Oberflächenkräften ([[Impulsstrom]]stärken bezüglich des Systems Körper) kann die Gewichtskraft (Stärke der [[Impulsquelle]]) nicht direkt gemessen werden. Zudem ist die schwere [[Masse]] (Gravitationsladung) unter keinen Umständen von der trägen Masse (Impulskapazität) zu unterscheiden. Folglich kann bei keinem Körper entschieden werden, welcher Anteil des über die Oberfläche fliessenden Impulses gespeichert und welcher mit dem [[Gravitationsfeld]] ausgetauscht wird. Damit entfällt auch die Möglichkeit, experimentell zwischen "echter" Gravitationskraft und [[Scheinkraft]] zu unterscheiden.


== Relativitätstheorie ==
== Relativitätstheorie ==

Version vom 2. August 2007, 12:17 Uhr

Ein Inertialsystem (lat. iners = untätig, träg) ist ein Bezugssystem, in dem sich ein kräftefreier Körper gleichförmig geradlinig bewegt oder in Ruhe bleibt. Ein Inertialsystem ist demnach ein Bezugssystem in dem das Newtonsche Trägheitsgesetz uneingeschränkte Gültigkeit besitzt.

Klassische Mechanik

Nach Aristoteles war für jede erzwungene Bewegung eine Kraft notwendig. Weil die Geschwindigkeit so Einfluss auf die Dynamik nimmt, wird in dieser Theorie ein absolutes Ruhesystem ausgezeichnet.Galileo Galilei war der erste, der den Begriff des Inertialsystems erdachte, um die damals gültige Meinung Aristoteles zu widerlegen. Galilei zeigte, dass auf einem ruhig dahin gleitenden Schiff mechanische Prozesse wie das Fallen eines Steins genau gleich ablaufen wie auf der ruhenden Erde. Isaac Newton hat die Argumentation von Galielei übernommen und in seinem ersten Axiom, das auch als Trägheitsprinzip bezeichnet wird, ausformuliert.

Alle Bezugssysteme, die sich gleichförmig, also mit konstanter Geschwindigkeit gegen den absoluten Raum bewegen, sind demnach inertal. Sobald allerdings eines der Bezugssysteme eine Rotation oder eine beschleunigte Translationsbewegung ausführt, treten so genannte Scheinkräfte wie die Zentrifugal- oder die Corioliskraft auf. Um die Transformationsgleichungen zwischen zwei Inertialsystemen aufzustellen, nutzt man die Galilei-Transformation.

Zirkelschluss

»Die Gesetze der klassischen Mechanik gelten unverändert in Inertialsystemen, die sich relativ zueinander mit konstanter Geschwindigkeit bewegen. Es gibt kein bevorzugtes Bezugssystem und keine Möglichkeit, eine Geschwindigkeit absolut zu messen.«

Trotz der heute üblichen, auf Ernst Mach zurückzuführenden Umschreibung der Inertialsystems ist Newton von einem ruhenden, von Gott erschaffenen Weltraum ausgegangen. Lässt man die Idee des absoluten Raumes weg, führt das erste Axiom von Newton, das Trägheitsprinzip, zu einem Zirkelschluss. Die eigentliche Kernaussage der Newtonschen Punktmechanik bildet die Impulsbilanz zusammen mit dem kapazitiven Gesetz der Translationsmechanik

[math]\Sigma_i \vec F_i + m \vec g = \dot {\vec p} = m \dot {\vec v} = m \vec a[/math]

Im Gegensatz zu den Oberflächenkräften (Impulsstromstärken bezüglich des Systems Körper) kann die Gewichtskraft (Stärke der Impulsquelle) nicht direkt gemessen werden. Zudem ist die schwere Masse (Gravitationsladung) unter keinen Umständen von der trägen Masse (Impulskapazität) zu unterscheiden. Folglich kann bei keinem Körper entschieden werden, welcher Anteil des über die Oberfläche fliessenden Impulses gespeichert und welcher mit dem Gravitationsfeld ausgetauscht wird. Damit entfällt auch die Möglichkeit, experimentell zwischen "echter" Gravitationskraft und Scheinkraft zu unterscheiden.

Relativitätstheorie

In der allgemeinen Relativitätstheorie können alle Bezugssysteme als gleichberechtigt angesehen und ineinander transformiert werden. Durch die Beschreibung der Gravitationswirkung als Krümmung der Raumzeit verschwindet wird das Gravitationsfeld rein geometrisch erklärt. Die allgemeine Relativitätstheorie erweitert das Konzept des Inertialsystems derart, dass alle frei fallenden Systeme als lokal inertial angesehen werden können: in jedem antriebslos durch den Weltraum fliegenden System herrscht Schwerelosigkeit.