Lineare passive Zweipole
Begriff
Als einen Zweipol, auch Eintor genannt, bezeichnet man in der Elektrotechnik ein Bauelement oder eine Schaltung mit zwei Klemmen. Der Begriff Zweipol ist in seiner Bedeutung nicht identisch mit dem des Dipols, welcher eine bestimmte Ladungsanordnung beschreibt. Das Klemmverhalten wird durch Spannungs-Strom-Verhalten (U-I-Relation) beschrieben.
Passive Zweipole beziehen ihre Energie aus dem Stromkreis; sie wirken nicht als Energieumlader. Unter linear versteht man hier die Proportionalität von Strom und Spannung bzw. ihren Änderungsraten.
Man unterteilt die linearen passiven Zweipole in drei Elemente:
- resistiv: Stromstärke und Spannung sind proportional
- kapazitiv: Die Stromstärke ist proportional zur Änderungsrate der Spannung
- induktiv: Die Spannung ist proportional zur Änderungsrate der Stromstärke
Reale Zweipole zeigen alle drei Verhalten, wobei das eine häufig dominiert.
Systemgleichungen
Die Linearität des Zweipolverhaltens ermöglicht die Beschreibung des Systemverhaltens mit einer einzigen Konstanten:
- Widerstand R mit der Einheit Ohm (Ω) für ein rein resistives Glied
- Kapazität C mit der Einheit Fahrad (F) für eine rein kapazitives Glied
- Induktivität L mit der Einheit Henri (H) für eine rein induktives Glied
Zweipol | Einheit | momentan | integral |
---|---|---|---|
Kapazität C | Farad F | [math]C \dot U = I[/math] | [math]C U = \int I dt[/math] |
Widerstand R | Ohm Ω | [math]U = R I[/math] | |
Leitwert R | Siemens S | [math]G U = I[/math] | |
Induktivität L | Henri H | [math]U = L \dot I[/math] | [math]\int U dt = L I[/math] |
Leitwert und Widerstand sind reziprok zueinander. Bei Serieschaltung werden die Widerstände direkt zum Ersatzwiderstand und Leitwerte reziprok zum reziproken Ersatzleitwert addiert. Bei Parallelschaltung müssen die Leitwerte direkt und die Widerstände reziprok addiert werden. Kapazitäten verhalten sich bei Serie- und Parallelschaltung wie Leitwerte, Induktivitäten wie Widerstände.
Energiebetrachtung
Die Prozessleistung über einem elektrischen Zweipol ist gleich Spannung mal Stromstärke
[math]P = U I[/math]
Setzt man in diese Beziehung die konstutiven Gleichungen für die Systemeigenschaften der drei linearen passiven Zweipole ein erhält man die vom Stromkreis umgesetzte Leistung und nach einer Integration über die Zeit die vom System gespeicherte Energie
Zweipol | Leistung | Einheit | Energie |
---|---|---|---|
Kapazität C | [math]P = U I = C U \dot U[/math] | W = F V^2/s | [math]W = \frac{1}{2}C U^2 = \frac{Q^2}{2C}[/math] |
Widerstand R | [math]P = U I = R I^2 = \frac {U^2}{R}[/math] | W = Ω A2 | |
Leitwert S | [math]P = U I = G U^2 = \frac {I^2}{G}[/math] | W = S V2 | |
Induktivität L | [math]U = L \dot I[/math] | W = H A2 | [math]W = \frac{1}{2}L I^2[/math] |
Kapazität und Induktivität sind Energiespeicher. Im Widerstand wird Energie dissipiert, wird mit Hilfe der vom Strom freigesetzten Energie Entropie erzeugt.