Konvektiver Transport, Energieströme
Impuls, Drehimpuls oder Entropie können durch die Materie hindurch (leitungsartig), durch das Gravitationsfeld oder das elektromagnetische Feld (strahlungsartig, bezüglich eines Körpers quellenartig) oder zusammen mit der Materie (konvektiv) transportiert werden. Die Stärken des leitungsartigen oder quellenartigen Impulsaustausches bezüglich eins Körpers nennt man Kraft auf den Körper. Die Stärke des konvektiven Impulsstromes heisst dagegen einfach nur Impulsstrom.
Seit Albert Einstein 1905 gezeigt hat, dass Energie nur ein anderes Wort für Masse ist, wissen wir, dass der Energiebegriff des neunzehnten Jahrhunderts (1. Hauptsatz der Thermodynamik) eine reine Buchhaltungsgrösse ist. Trotzdem lässt sich der Energietransport in konvektive und nichtkonvektive Anteile aufspalten.
Lernziele
Sie lernen in dieser Vorlesung
Volumenstrom
Spielt die Kompression einer Flüssigkeit keine wesentliche Rolle, kann bei konvektiven Transportprozessen der Volumenstrom als Führungsgrösse genommen werden. Die Stromstärken aller andern mengenartigen Grössen lassen sich dann nach einem einfachen Schema aus der Volumenstromstärke berechnen. Bedenkt man, dass eine beliebige Dichte als Menge pro Volumen berechnet wird, gilt bezüglich der Strom-Strom-Kopplung bei konvektiven Transporten
- Stromstärke einer beliebigen Menge = Dichte dieser Menge mal Volumenstromstärke
Für den Massenstrom gilt demnach
- [math]I_m=\varrho I_V[/math]
Sucht man nach der Stromstärke einer Stoffmenge und kennt die Dichte dieser Stoffmenge (Stoffmenge pro Volumen gemessen in Mol pro Kubikmeter), lautet die Kopplungsgleichung
- [math]I_n=\varrho_n I_V[/math]
Kennt man die Dichte der Entropie S in einem strömenden Fluid (die Entropie ist die Grundgrösse der Thermodynamik; im Alltag kennt man die Entropie unter dem Begriff Wärme), gilt
- [math]I_S=\varrho_S I_V[/math]
Die Dichte des Impulses ist dann gleich Massendichte mal Geschwindigkeit. Folglich gilt für die Stärke des konvektiven Impulsstromes
- [math]\begin{pmatrix} I_{px} \\ I_{py} \\ I_{pz}\end{pmatrix}=\begin{pmatrix} \varrho_{px} \\ \varrho_{py} \\ \varrho_{pz}\end{pmatrix}I_V=\varrho\begin{pmatrix} v_x \\ v_y \\ v_z\end{pmatrix}I_V[/math]
Die Stärke eines konvektiven Impulstransportes ist gleich Impulsdichte mal Volumenstromstärke oder gleich Massendichte mal Strömungsgeschwindigkeit mal Volumenstromstärke. Mit Geschwindigkeit ist hier der Mittelwert auf der Referenzfläche gemeint, bezüglich deren die Ströme gemessen werden.
Das Kopplungsschema gilt für eine beliebige Menge M, falls deren Dichte ρM bekannt ist
- [math]I_M=\varrho_M I_V[/math]
Massenstrom
Gase verändern ihr Volumen entsprechend ihrer Temperatur und dem herrschenden Druck. Deshalb nimmt man bei Gasen die Masse als Führungsgrösse. Um den Transport einer beliebigen Menge zu beschreiben, muss deren spezifischer Wert (Menge pro Masse) bekannt sein. Dann gilt bezüglich der Massenstromstärke ein ähnlicher Zusammenhang wie bei der Volumenstromstärke
- Stromstärke einer beliebigen Menge = Menge pro Masse mal Volumenstromstärke
Nimmt man das Volumen als Menge, ist die zugehörige Stromstärke gleich spezifisches Volumen mal Stärke des Massenstromes
- [math]I_V=V_{spez}I_m=\frac{1}{\varrho}I_m[/math]
Oft wird das spezifische Volumen (Volumen pro Masse), das gleich dem Kehrwert der Dichte ist, mit v bezeichnet. Nur besteht hier die Gefahr, dass man dann spezifisches Volumen und Geschwindigkeit verwechselt.
Sucht man nach der Stromstärke einer bestimmten Stoffmenge, gilt ein analoger Zusammenhang
- [math]I_n=n_{spez}I_m=\frac{1}{\hat m}I_m[/math]
Der Kehrwert der spezifischen Stoffmenge ist die Molmasse (Masse pro Mol). Um eine gewisse Konsistenz zu wahren, wird in der Systemphysik jede molare Grösse mit einem Dach (hat) gekennzeichnet.
Der spezifische Impuls ist als Impuls pro Masse definiert. Folglich ist der spezifische Impuls gleich der Strömungsgeschwindigkeit
- [math]\begin{pmatrix}I_{px}\\I_{py}\\I_{pz}\end{pmatrix}=\begin{pmatrix}v_x\\v_y\\v_z\end{pmatrix}I_m[/math]
Auch hier ist mit Geschwindigkeit wieder das arithmetische Mittel über die Referenzfläche gemeint. Mit konvektiven Impulsströmen werden wir uns in der nächsten Vorlesung im Zusammenhang mit der Impulsbilanz bezüglich offener Systeme beschäftigen.
Energietransport
Ein Körper kann drei verschiedene "Energieformen" speichern, wobei zwei vom Beobachter (Bezugssystem) abhängen und als äussere Energieformen bezeichnet werden. Die dritte Form, die dem Körper uneingeschränkt zugeschrieben werden kann, heisst innere Energie. Die beiden äusseren Formen sind die potentielle Energie und die Bewegungsenergie. Die potentielle Energie steckt entweder im Gravitationsfeld oder im elektromagnetischen Feld. Die Bewegungsenergie wird entweder zusammen mit dem Impuls (kinetische Energie) oder zusammen mit dem Drehimpuls (Rotationsenergie) gespeichert.
Weil die beiden äusseren Energieformen proportional zur Masse sind, können die beiden Energiedichten mit Hilfe der Massendichte geschrieben werden
- Dichte der Gravitationsenergie: [math]\varrho_{W_{G}}=\varrho g h[/math]
- Dichte der kinetischen Energie: [math]\varrho_{W_{kin}}=\frac{\varrho}{2}v^2[/math]