Raumzeit: Unterschied zwischen den Versionen
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In der [[Relativitätstheorie]] werden [[Raum]] und [[Zeit]] zur vierdimensionalen '''Raumzeit''' vereinigt. Ein Raum-Zeit-Punkt |
In der [[Relativitätstheorie]] werden [[Raum]] und [[Zeit]] zur vierdimensionalen '''Raumzeit''' vereinigt. Ein Raum-Zeit-Punkt nennt man [[Ereignis]]. Das [[Skalarprodukt]] der Euklidschen Geometrie wird auf die Zeit erweitert, womit der Abstandsbegriff eine neue Bedeutung bekommt, und die Drehung im Raum wird zur [[Lorentz-Transformation]]. Im Gegensatz zum [[absoluter Raum|absoluten Raum]] der [[Newtonsche Axiome|Newtonschen Mechanik]] ist die Raumzeit nicht mehr unabhängig von der Materie. Die Verteilung von [[Energie]] ([[Masse]]) und [[Impuls]] beeinflussen die Geometrie der Raumzeit, da der [[Energie-Impuls-Tensor]] direkt die Krümmung der Raumzeit bestimmt. |
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== Raumzeit in der speziellen Relativitätstheorie == |
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Die Gesetze der Newtonschen [[Punktmechanik]] gelten in allen [[Inertialsystem]]en, weil im Grundgesetz der [[Translationsmechanik]], das den Bezug zwischen den [[Kraft|Kräften]] (Stärken der [[Impulsstrom|Impulsströme]] oder [[Impulsquelle]]n) und der Beschleunigung des Körpers herstellt, die [[Geschwindigkeit]] nicht in Erscheinung tritt. In den [[Maxwell-Gleichungen]], welche den Zusammenhang zwischen [[elektrische Ladung|elektrischer Ladung]] (Dichte und Stromdichte) und dem [[elektromagnetisches Feld|elektromagnetischen Feld]] beschreibt, taucht nun aber eine Geschwindigkeit, die des Lichtes, ''c'' genannt, als Naturkonstante auf. Somit gelten die Gesetze der [[Elektrodynamik]] nur dann in allen Intertialsystemen, wenn die Lichtgeschwindigkeit für jeden beliebigen [[Beobachter]] in einem dieser Systeme gleich ''c'' ist: die Lichtgeschwindigkeit muss in jedem Inertialsystem gleich gross, damit die Gesetze der Elektrodynamik in all diesen Systemen gültig sind. |
Die Gesetze der Newtonschen [[Punktmechanik]] gelten in allen [[Inertialsystem]]en, weil im Grundgesetz der [[Translationsmechanik]], das den Bezug zwischen den [[Kraft|Kräften]] (Stärken der [[Impulsstrom|Impulsströme]] oder [[Impulsquelle]]n) und der Beschleunigung des Körpers herstellt, die [[Geschwindigkeit]] nicht in Erscheinung tritt. In den [[Maxwell-Gleichungen]], welche den Zusammenhang zwischen [[elektrische Ladung|elektrischer Ladung]] (Dichte und Stromdichte) und dem [[elektromagnetisches Feld|elektromagnetischen Feld]] beschreibt, taucht nun aber eine Geschwindigkeit, die des Lichtes, ''c'' genannt, als Naturkonstante auf. Somit gelten die Gesetze der [[Elektrodynamik]] nur dann in allen Intertialsystemen, wenn die Lichtgeschwindigkeit für jeden beliebigen [[Beobachter]] in einem dieser Systeme gleich ''c'' ist: die Lichtgeschwindigkeit muss in jedem Inertialsystem gleich gross, damit die Gesetze der Elektrodynamik in all diesen Systemen gültig sind. |
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Die Forderung nach der Unabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom Beobachter bestimmt die Geometrie der Raumzeit. Bewegt sich ein Lichtpuls in Richtung der ''x''-Koordinate, gilt für die Strecke zwischen zwei Punkten sowie für die Zeitpunkte, zu denen der Lichtblitz dort vorbei flitzt, der folgende Zusammenhang |
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von jedem Inertialsystem aus gesehen gleich gross ist. Ist ''S''<sup>2</sup> kleiner Null, nennt man die "Strecke" '''raumartig''', ist ''S''<sup>2</sup> grösser Null, heisst die "Strecke" '''zeitartig'''. Zu jeder raumartigen "Strecke" findet man ein Inertialsystem, in dem der Zeitabschnitt verschwindet. ''S'' entspricht dann der geometrischen Strecke. Zu jeder zeitartigen "Strecke" gehört ein Inertialsystem, bezüglich dessen die räumliche Länge verschwindit. ''S/c'' = ''τ'' ist dann der zugehörige Zeitabschnitt. ''τ heisst deshalb auch Eigenzeit. |
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von jedem Inertialsystem aus gleich gross ist. |
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Nimmt man die Zeit als nullte Komponente des Raumes, sollte sie auch wie eine Länge gemessen werden. Wir führen deshalb eine neue Zeitkoordinate ''T = ct'' ein, welche in Metern gemessen wird. Vergleicht man die zeitliche Länge mit der räumlichen, wird auch klar, wieso wir mit der Raumzeit unsere liebe Mühe haben. Im Raum können wir eine Distanz von 0.3 Millimeter (0.0003 m) problemlos erkennen. Unser zeitliches Auflösungsvermögen liegt bei etwa 0.1 s, was einer zeitlichen Distanz von 30'000'000 m entspricht. Das Verhältnis von räumlichem zum zeitlichen Auflösungsvermögen liegt beim Menschen etwa bei eins zu hundert Milliarden. |
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In der Raumzeit gilt nun in Erweiterung des Skalarproduktes des Euklidschen Geometrie die folgende Vorschrift zur Berechnung einer Länge zwischen den Ereignissen (''T<sub>1</sub>'', ''x<sub>1</sub>'', ''y<sub>1</sub>'', ''z<sub>1</sub>'') |
In der Raumzeit gilt nun in Erweiterung des Skalarproduktes des Euklidschen Geometrie die folgende Vorschrift zur Berechnung einer Länge zwischen den Ereignissen (''T<sub>1</sub>'', ''x<sub>1</sub>'', ''y<sub>1</sub>'', ''z<sub>1</sub>'') und ''T<sub>2</sub>'', ''x<sub>2</sub>'', ''y<sub>2</sub>'', ''z<sub>2</sub>'') |
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:<math>S^2 = \Delta T^2 - \Delta x^2 - \Delta y^2 - \Delta z^2</math> |
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=== Minkowski-Diagramm === |
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=== Weltlinie === |
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Im [[Minkowski-Diagramm]] können die Verhältnisse geometrisch dargestellt und analysiert werden. Wegen der komplexen Eigenschaft der Zeitkomponente wird dort die Drehung der Zeitachse mit umgekehrtem Vorzeichen wie die Drehung der Koordinatenachse dargestellt. |
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== Raumzeit in der allgemeinen Relativitätstheorie == |
== Raumzeit in der allgemeinen Relativitätstheorie == |
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=== Nichteuklidische Geometrien === |
=== Nichteuklidische Geometrien === |
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Grundlage zur Beschreibung der Raumzeit ''(ct,x,y,z)'' in der [[allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] ist die [[Riemannsche Geometrie]]. Die Koordinatenachsen sind hier nichtlinear, was als Raumkrümmung interpretiert werden kann. Für die vierdimensionale Raumzeit werden die gleichen mathematischen Hilfsmittel wie zur Beschreibung einer zweidimensionalen Kugeloberfläche oder für Sattelflächen herangezogen. Als unumstößlich angesehene Aussagen der euklidischen Geometrie, insbesondere das [[Parallelenaxiom]], müssen in diesen Theorien aufgegeben und durch allgemeinere Beziehungen ersetzt werden. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist hier beispielsweise kein [[Gerade]]nteilstück mehr. Einer Geraden in der euklidischen Geometrie entspricht die [[Geodäte]] in der nicht-euklidischen Welt; im Falle einer Kugeloberfäche sind die Geodäten die [[Großkreis]]e. Die Winkelsumme im - aus Geodätenabschnitten bestehenden - Dreieck ist auch nicht mehr 180 Grad. Im Falle der Kugeloberfläche ist sie größer als 180 Grad, im Falle von Sattelflächen dagegen kleiner. |
Grundlage zur Beschreibung der Raumzeit ''(ct,x,y,z)'' in der [[allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] ist die [[Riemannsche Geometrie]]. Die Koordinatenachsen sind hier nichtlinear, was als Raumkrümmung interpretiert werden kann. Für die vierdimensionale Raumzeit werden die gleichen mathematischen Hilfsmittel wie zur Beschreibung einer zweidimensionalen Kugeloberfläche oder für Sattelflächen herangezogen. Als unumstößlich angesehene Aussagen der euklidischen Geometrie, insbesondere das [[Parallelenaxiom]], müssen in diesen Theorien aufgegeben und durch allgemeinere Beziehungen ersetzt werden. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist hier beispielsweise kein [[Gerade]]nteilstück mehr. Einer Geraden in der euklidischen Geometrie entspricht die [[Geodäte]] in der nicht-euklidischen Welt; im Falle einer Kugeloberfäche sind die Geodäten die [[Großkreis]]e. Die Winkelsumme im - aus Geodätenabschnitten bestehenden - Dreieck ist auch nicht mehr 180 Grad. Im Falle der Kugeloberfläche ist sie größer als 180 Grad, im Falle von Sattelflächen dagegen kleiner. |
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=== Raumzeit-Krümmung === |
=== Raumzeit-Krümmung === |
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Die Krümmung von Raum und Zeit wird durch Masse, Strahlung und Druck verursacht; diese Größen bilden zusammen den [[Energie-Impuls-Tensor]] und gehen in die [[Einsteinsche Feldgleichungen|Einsteingleichungen]] als Quelle des Gravitationsfeldes ein. Die daraus resultierende krummlinige Bewegung von kräftefreien Körpern entlang der Geodäten wird der Gravitationsbeschleunigung zugeschrieben; in diesem Modell existiert so etwas wie eine Gravitationskraft nicht mehr. In einem infinitesimalen Raumabschnitt (lokale Karte) besitzt das erzeugte Gravitationsfeld stets die flache Metrik der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]]. Dies wird durch eine konstante Raumkrümmung mit dem Faktor ''g/c<sup>2</sup>'' beschrieben. Die Krümmung der Weltlinien (Bewegungskurven in der Raumzeit) aller kräftefreien Körper in diesem Raumabschnitt ist gleich. |
Die Krümmung von Raum und Zeit wird durch Masse, Strahlung und Druck verursacht; diese Größen bilden zusammen den [[Energie-Impuls-Tensor]] und gehen in die [[Einsteinsche Feldgleichungen|Einsteingleichungen]] als Quelle des Gravitationsfeldes ein. Die daraus resultierende krummlinige Bewegung von kräftefreien Körpern entlang der Geodäten wird der Gravitationsbeschleunigung zugeschrieben; in diesem Modell existiert so etwas wie eine Gravitationskraft nicht mehr. In einem infinitesimalen Raumabschnitt (lokale Karte) besitzt das erzeugte Gravitationsfeld stets die flache Metrik der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]]. Dies wird durch eine konstante Raumkrümmung mit dem Faktor ''g/c<sup>2</sup>'' beschrieben. Die Krümmung der Weltlinien (Bewegungskurven in der Raumzeit) aller kräftefreien Körper in diesem Raumabschnitt ist gleich. |
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== Symmetrien == |
== Symmetrien == |
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Die Raumzeit ist charakterisiert durch eine Anzahl von [[Symmetrie (Physik)|Symmetrien]], die sehr wichtig für die darin geltende Physik sind. Zu diesen Symmetrien zählen neben den Symmetrien des Raumes ([[Translation (Mathematik)|Translation]], [[Rotationsbewegung|Rotation]]) auch die Symmetrien unter [[Lorentztransformation]]en (Wechsel zwischen Bezugssystemen verschiedener Geschwindigkeit). Letzteres stellt das [[Relativitätsprinzip]] sicher. |
Die Raumzeit ist charakterisiert durch eine Anzahl von [[Symmetrie (Physik)|Symmetrien]], die sehr wichtig für die darin geltende Physik sind. Zu diesen Symmetrien zählen neben den Symmetrien des Raumes ([[Translation (Mathematik)|Translation]], [[Rotationsbewegung|Rotation]]) auch die Symmetrien unter [[Lorentztransformation]]en (Wechsel zwischen Bezugssystemen verschiedener Geschwindigkeit). Letzteres stellt das [[Relativitätsprinzip]] sicher. |
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== Weblinks == |
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*[[Albert Einstein]]: ''Space-Time'', der klassische Lexikonartikel der Encyclopædia Britannica [http://preview.britannica.co.kr/spotlights/classic/eins1.html 1926] |
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Version vom 28. Juli 2007, 15:01 Uhr
In der Relativitätstheorie werden Raum und Zeit zur vierdimensionalen Raumzeit vereinigt. Ein Raum-Zeit-Punkt nennt man Ereignis. Das Skalarprodukt der Euklidschen Geometrie wird auf die Zeit erweitert, womit der Abstandsbegriff eine neue Bedeutung bekommt, und die Drehung im Raum wird zur Lorentz-Transformation. Im Gegensatz zum absoluten Raum der Newtonschen Mechanik ist die Raumzeit nicht mehr unabhängig von der Materie. Die Verteilung von Energie (Masse) und Impuls beeinflussen die Geometrie der Raumzeit, da der Energie-Impuls-Tensor direkt die Krümmung der Raumzeit bestimmt.
Raumzeit in der speziellen Relativitätstheorie
Motivation
Die Gesetze der Newtonschen Punktmechanik gelten in allen Inertialsystemen, weil im Grundgesetz der Translationsmechanik, das den Bezug zwischen den Kräften (Stärken der Impulsströme oder Impulsquellen) und der Beschleunigung des Körpers herstellt, die Geschwindigkeit nicht in Erscheinung tritt. In den Maxwell-Gleichungen, welche den Zusammenhang zwischen elektrischer Ladung (Dichte und Stromdichte) und dem elektromagnetischen Feld beschreibt, taucht nun aber eine Geschwindigkeit, die des Lichtes, c genannt, als Naturkonstante auf. Somit gelten die Gesetze der Elektrodynamik nur dann in allen Intertialsystemen, wenn die Lichtgeschwindigkeit für jeden beliebigen Beobachter in einem dieser Systeme gleich c ist: die Lichtgeschwindigkeit muss in jedem Inertialsystem gleich gross, damit die Gesetze der Elektrodynamik in all diesen Systemen gültig sind.
Die Forderung nach der Unabhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom Beobachter bestimmt die Geometrie der Raumzeit. Bewegt sich ein Lichtpuls in Richtung der x-Koordinate, gilt für die Strecke zwischen zwei Punkten sowie für die Zeitpunkte, zu denen der Lichtblitz dort vorbei flitzt, der folgende Zusammenhang
- [math]c = \frac {x_2 - x_1}{t_2 - t_1} = \frac {\Delta x}{\Delta t}[/math]
oder für unmittelbar benachbarte Punkte
- [math]c = \frac {dx}{dt}[/math]
Damit die Lichtgeschwindigkeit in der Raumzeit für jeden Beobachter gleich schnell ist, muss demnach folgende Bedingung gelten
- [math]cdt - dx = 0[/math]
Diese Bedingung ist bezüglich des Vorzeichens nicht eindeutig und lässt sich so auch nicht auf alle drei Dimensionen des Raumes ausdehnen. Verlangt man etwas weniger einschränkend, dass das Quadrat der Lichtgeschwindigkeit für jeden Beobachter auf einem beliebigen Inertialsystemen gleich gross ist, erhält man die folgender Bedingung
- [math]c^2dt^2 - dx^2 - dy^2 - dz^2 = c^2dt^2 - ds^2 = 0[/math]
Aus dieser Bedingung folgt, dass das Quadrat jeder "Strecke" S
- [math]S^2 = c^2\Delta t^2 - \Delta x^2 - \Delta y^2 - \Delta z^2[/math]
von jedem Inertialsystem aus gesehen gleich gross ist. Ist S2 kleiner Null, nennt man die "Strecke" raumartig, ist S2 grösser Null, heisst die "Strecke" zeitartig. Zu jeder raumartigen "Strecke" findet man ein Inertialsystem, in dem der Zeitabschnitt verschwindet. S entspricht dann der geometrischen Strecke. Zu jeder zeitartigen "Strecke" gehört ein Inertialsystem, bezüglich dessen die räumliche Länge verschwindit. S/c = τ ist dann der zugehörige Zeitabschnitt. τ heisst deshalb auch Eigenzeit.
Koordinaten
Nimmt man die Zeit als nullte Komponente des Raumes, sollte sie auch wie eine Länge gemessen werden. Wir führen deshalb eine neue Zeitkoordinate T = ct ein, welche in Metern gemessen wird. Vergleicht man die zeitliche Länge mit der räumlichen, wird auch klar, wieso wir mit der Raumzeit unsere liebe Mühe haben. Im Raum können wir eine Distanz von 0.3 Millimeter (0.0003 m) problemlos erkennen. Unser zeitliches Auflösungsvermögen liegt bei etwa 0.1 s, was einer zeitlichen Distanz von 30'000'000 m entspricht. Das Verhältnis von räumlichem zum zeitlichen Auflösungsvermögen liegt beim Menschen etwa bei eins zu hundert Milliarden.
In der Raumzeit gilt nun in Erweiterung des Skalarproduktes des Euklidschen Geometrie die folgende Vorschrift zur Berechnung einer Länge zwischen den Ereignissen (T1, x1, y1, z1) und T2, x2, y2, z2)
- [math]S^2 = \Delta T^2 - \Delta x^2 - \Delta y^2 - \Delta z^2[/math]
Weltlinie
Raumzeit in der allgemeinen Relativitätstheorie
Nichteuklidische Geometrien
Grundlage zur Beschreibung der Raumzeit (ct,x,y,z) in der allgemeinen Relativitätstheorie ist die Riemannsche Geometrie. Die Koordinatenachsen sind hier nichtlinear, was als Raumkrümmung interpretiert werden kann. Für die vierdimensionale Raumzeit werden die gleichen mathematischen Hilfsmittel wie zur Beschreibung einer zweidimensionalen Kugeloberfläche oder für Sattelflächen herangezogen. Als unumstößlich angesehene Aussagen der euklidischen Geometrie, insbesondere das Parallelenaxiom, müssen in diesen Theorien aufgegeben und durch allgemeinere Beziehungen ersetzt werden. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist hier beispielsweise kein Geradenteilstück mehr. Einer Geraden in der euklidischen Geometrie entspricht die Geodäte in der nicht-euklidischen Welt; im Falle einer Kugeloberfäche sind die Geodäten die Großkreise. Die Winkelsumme im - aus Geodätenabschnitten bestehenden - Dreieck ist auch nicht mehr 180 Grad. Im Falle der Kugeloberfläche ist sie größer als 180 Grad, im Falle von Sattelflächen dagegen kleiner.
Raumzeit-Krümmung
Die Krümmung von Raum und Zeit wird durch Masse, Strahlung und Druck verursacht; diese Größen bilden zusammen den Energie-Impuls-Tensor und gehen in die Einsteingleichungen als Quelle des Gravitationsfeldes ein. Die daraus resultierende krummlinige Bewegung von kräftefreien Körpern entlang der Geodäten wird der Gravitationsbeschleunigung zugeschrieben; in diesem Modell existiert so etwas wie eine Gravitationskraft nicht mehr. In einem infinitesimalen Raumabschnitt (lokale Karte) besitzt das erzeugte Gravitationsfeld stets die flache Metrik der speziellen Relativitätstheorie. Dies wird durch eine konstante Raumkrümmung mit dem Faktor g/c2 beschrieben. Die Krümmung der Weltlinien (Bewegungskurven in der Raumzeit) aller kräftefreien Körper in diesem Raumabschnitt ist gleich.
In vielen populären Darstellungen der allgemeinen Relativitätstheorie wird häufig nicht beachtet, dass nicht nur der Raum, sondern auch die Zeit gekrümmt sein muss, um ein Gravitationsfeld zu erzeugen. Dass stets Raum und Zeit gekrümmt sein müssen, ist anschaulich leicht zu verstehen: Wäre nur der Raum gekrümmt, so wäre die Trajektorie eines geworfenen Steines immer dieselbe, egal welche Anfangsgeschwindigkeit der Stein besäße, da er stets nur dem gekrümmten Raum folgen würde. Nur durch die zusätzliche Krümmung der Zeit können die verschiedenen Trajektorien zustande kommen. Im Rahmen der ART kann dies auch mathematisch gezeigt werden.
Im normalen, dreidimensionalen Raum ist nur die Projektion der Weltlinien auf die Bewegungsebene sichtbar. Hat der Körper die Geschwindigkeit v, so ist die Weltlinie gegenüber der Zeitachse geneigt, und zwar um den Winkel [math]\tan \alpha=v/c[/math]. Die Projektion der Bahn wird mit steigendem v um den Faktor [math]1/\sin \alpha[/math] länger, der Krümmungsradius um den gleichen Faktor [math]1/\sin \alpha[/math] größer, die Winkeländerung also kleiner. Die Krümmung (Winkeländerung pro Längenabschnitt) ist daher um den Faktor [math]sin^2\alpha[/math] kleiner.
Mit
- [math]\sin \alpha=\frac{v}{c}\frac{1}{\sqrt{1 + \frac{v^2}{c^2}}}[/math]
folgt dann aus der Weltlinienkrümmung g/c2 für die beobachtete Bahnkrümmung [math]R[/math] im dreidimensionalen Raum
- [math]R=\frac{g}{v^2} \cdot \left(1 + \frac{v^2}{c^2} \right)[/math].
Symmetrien
Die Raumzeit ist charakterisiert durch eine Anzahl von Symmetrien, die sehr wichtig für die darin geltende Physik sind. Zu diesen Symmetrien zählen neben den Symmetrien des Raumes (Translation, Rotation) auch die Symmetrien unter Lorentztransformationen (Wechsel zwischen Bezugssystemen verschiedener Geschwindigkeit). Letzteres stellt das Relativitätsprinzip sicher.